Moselweinbergpfirsich

Der Rote Weinbergpfirsich von der Mosel

Marcus Mogk

Hintergrund dieser Anmerkungen zum Roten Moselweinbergpfirsich war eine zufällige Begegnung in den Weinbergen von Leutesdorf am Mittelrhein. Hier stand zu Beginn des Jahres 2020 ein rotes Schild: „90 Jahre Weinbergpfirsich in Leutesdorf. Alte Frucht – Neu entdeckt“. 

Der Winzermeister Hugemann aus Leutesdorf beschreibt hier, wie seine Großmutter 1930 aus Alken an der Mosel nach Leutesdorf heiratete. Hier gefiel es ihr gut, nur eine Sache fehlte – eben der Rote Weinbergpfirsich. 1930 pflanzte die Neuvermählte den ersten Baum in Leutesdorf, wo man aufgrund der guten klimatischen Voraussetzungen – neben anderem Baumobst – bereits Aprikosen gepflanzt hatte. Der Rote Weinbergpfirsich wurde in der Familie zunächst nur für den Eigenbedarf genutzt. Später bezog der Betrieb von Verwandten an der Mosel über die Jahre hinweg zusätzlich immer auch Brand und Likör aus Moselweinbergpfirsichen für den Verkauf ab Hof. 

Als sich in den 2000er-Jahren im Rahmen einer Flurbereinigung für ihn die Hoffnungen zerschlugen, für eine bereits auf 20 Jahre gepachtete Parzelle die notwendigen Weinanbaurechte zu erhalten, pflanzte der heutige Betriebsinhaber dort die ersten 25 Weinbergpfirsichbäume an und drei Jahre später weitere 50 Bäume. „Da hatte ich eine Beziehung zu!“, so erklärte er im Gespräch seine Sortenwahl, denn er konnte sich noch gut an die Roten Weinbergpfirsichbäume seiner Jugend in den 1950er und 1960er Jahren erinnern. Mit dem Ertrag von durchschnittlich 15-20 kg Frucht je Baum werden heute Brand und Likör aus eigenen Früchten hergestellt. Gleichwohl bezeichnet er den Pfirsichanbau in seinem 2,2 ha großen Vollerwerbsbetrieb als Hobby, das lediglich einen kleinen Zuverdienst zum Einkommen aus dem Wein darstelle. Dass ihn der Weinbergpfirsich allerdings noch immer umtreibt, belegt auch die Tatsache, dass er seit neuestem ein paar Bäume einer frühreifenden französischen Sorte angepflanzt hat, um auf dem jährlichen Weinbergpfirsichfest in seiner Straußwirtschaft im September Produkte mit Weinbergpfirsichen aus neuer Ernte anbieten zu können. Die Tradition ist in Leutesdorf generationsübergreifend lebendig geblieben. 

Nach dem Lesen des roten Schildes war das Interesse am Thema «Roter Weinbergpfirsich» geweckt und führte vom Rhein an die Mosel, einem heutigen Zentrum des Anbaus Roter Weinbergpfirsiche in Deutschland. Dort, vor allem an Teilen der Terrassenmosel, stellt er eine kleine, aber für einige Erzeuger nicht unwichtige regionale Nebenkultur zum traditionellen Weinanbau dar. 

Der Volltext gibt zunächst kurze Einblicke zum Weg des Pfirsichs nach Deutschland und seine Entwicklung über die Jahrhunderte. Im zweiten Teil zeigt der Artikel den Niedergang und die Wiederentdeckung speziell des Roten Weinbergpfirsichs an der Mosel und die Hintergründe dieser Entwicklung nach.