Rheinlaufkarten
Rheinpanoramen – Anmerkungen zu Illusion und Realität
Marcus Mogk
Wenn es eine Landschaft der Freizeit, vielleicht auch der Muße und Erholung im Deutschland des 19. Jahrhunderts gegeben hat, sozusagen ein ‚place to be‘, so war es das Rheintal zwischen Mainz und Köln. Damals wie heute begleiteten Panoramakarten in Form von Leporellos den Rheinreisenden, die – damals wie heute – erhebliche Unstimmigkeiten aufweisen. Handelt es sich dabei um ein Versehen?
Bis in die frühe Neuzeit war das Unterwegs-Sein fast immer mit einer realen Notwendigkeit verknüpft. Unterwegs waren vor allem Händler und Kaufleute, Pilger, Handwerker und Studenten, einige Bildungsreisende, fahrendes Volk sowie Angehörige der Oberschicht auf Inspektionsreisen. Auf einen ersten ‚Reiseboom‘ im ausgehenden 17. Jahrhundert zu den beliebten Heilbädern folgte eine zweite Reisewelle, die ‚Grand Tour‘ oder Kavalierstour. Dabei ging es weniger um Freizeit und Erholung, sondern in erster Linie darum, Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln, um sich auf künftige Aufgaben vorzubereiten und Netzwerke zu knüpfen.
Wurden deutsche Territorien bei der ‚Grand Tour‘ berührt, so kristallisierte sich das Rheintal als wichtige Route heraus. Diese als dramatisch empfundene Gegend entsprach einem neuen Natur- und Landschaftsverständnis in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.