Xylella fastidiosa pauca

Über das Sterben der Olivenbäume in Apulien 

Marcus Mogk

Das Sterben der Olivenbäume in Apulien

Apulien erlebt seit zehn Jahren ein massenhaftes Vertrocknen von Olivenbäumen. Sie sind nicht nur eine wichtige Einkommensbasis der Bevölkerung, sondern sie prägen die Kulturlandschaft. Zwischen dem Salento im Süden Apuliens bis nördlich von Brindisi hat das Feuerbakterium, Xylella fastidiosa pauca (Xfp), das vermutlich über ungeprüfte Pflanzenimporte aus Lateinamerika ins Land kam, Olivenbäume befallen. Bekannt ist, dass Xylella die Wasser- und Nährstoffzufuhr im Xylem unterbricht und die Pflanze absterben lässt. Die Vektoren sind kleine Heuschreckenarten, die mit dem Wind oder mit Autos über weite Distanzen transportiert werden – mit ihnen schreitet Xylella ca. 10 km pro Jahr in Apulien nordwärts. Bis heute wurden keine Gegenmittel gefunden. Um die Ausbreitung zu verhindern, müssen kranke Bäume rechtzeitig gefällt werden.

Aber: Ist Xylella wirklich die einzige Ursache dafür, dass Olivenbäume in Apulien zu Hunderttausenden gerodet werden müssen? Folgt man den Wissenschaftlern der Universität Bari und den sich deren Meinung anschließenden Behörden in Italien und Europa, so lautet die Antwort eindeutig „ja“.

Landwirte, Umweltschützer und Wissenschaftler anderer Institute sind jedoch ganz anderer Meinung. Letztlich kommen Verschwörungstheorien, die Agrochemie und die Mafia ins Spiel. So schreibt in seinem Buch „Italien – Porträt eines fremden Landes“ (Berlin Rowohlt 2022, S. 22) der Italienkenner Thomas Steinfeld aktuell: „Die neuen Meldungen berichten von einem Staat (…) in dem Millionen von Olivenbäumen sterben, vielleicht an einem Bakterium, vielleicht aber auch an undurchschaubaren Interessen.“

Auch Dr. Margherita Ciervo, Professorin für Wirtschaftsgeographie an der Universität Foggia beschäftigt sich mit Xylella und den Symptomen der Vertrocknungsprozesse an Olivenbäumen in Apulien seit  dem ersten Auftreten 2013. Sie kommt in ihrem Buch „Il disseccamento degli ulivi in Puglia – Evidenze, contraddizioni, anomalie, scenari. Un punto di vista geograficozu dem Ergebnis, dass es wohl andere Ursachen waren, welche die Bäume so schwächten, dass Xfp bei manchen zum Absterben führen konnte. So lassen sich Vertrocknungssymptome bei deutlich mehr Olivenbäumen feststellen, als diese mit Xfp befallen sind. Durch gezielte Maßnahmen lassen sich die Bäume wieder in Ertrag bringen. Jedoch sind die kulturlandschaftlichen Veränderungsprozesse, welche durch Politik, Wirtschaft und Verwaltung ausgelöst wurden, so gravierend (Baumfällungen, Anlage von Super high density-Pflanzungen, Flächenumwidmung in Agri-PV), dass durch sie die traditionelle Agrargesellschaft im Salento sich dauerhaft verändern wird. Meine Übersetzung ins Deutsche erfolgte auch unter Zuhilfenahme verschiedener Übersetzungsprogramme inkl. KI.  

Alle Texte können keine endgültigen Antworten geben, solange kein eindeutiger Nachweis eines Ursachen – Wirkungszusammenhangs nachgewiesen wurde. Sie bemühen sich jedoch, das Sterben der Olivenbäume und seine Konsequenzen für die Kulturlandschaft nachzuzeichnen, Fragen zu stellen und aktuelle Informationen zu geben, die helfen, die Olivenbaumhaine z.B. in der Küstenebene zwischen Ostuni und Monopoli mit ihren jahrhundertealten „Olivenpatriarchen“ (ulivi monumentali) zu retten.

Die Texte können über die entsprechenden Buttons heruntergeladen werden. 

(alle Fotos auf dieser Seite sind eigene Aufnahmen aus dem Jahr 2019)

Das „greenpeace magazin“ weist in seiner Ausgabe 3.2023 (S. 70-81) ebenfalls auf die Lage der Olivenbäume in Apulien hin und spricht von mehr als 20 Millionen der insgesamt 80 Millionen Bäume, die an Xylella verloren gegangen sind.

Diese Angaben scheinen lt. Frau Ciervo allerdings deutlich überzogen. Sie spricht von ca. 3 Mio. Bäumen, über die Anträge auf Rodung im Salento vorliegen. 

HINWEIS (Oktober 2023):

Bisher wurden an dieser Stelle kurzgefasste Ergänzungen zum Thema Xylella und Olivenanbau gegeben. Diese finden sich nun unter der neuen Rubrik „Aktuelles“, zu der man durch Klick auf den neuen Button „Aktuelles“ gelangt.