Landwirtschaft im Wandel

Die Aussiedlung landwirtschaftlicher Betriebe in Hohenlohe
1950 – 2023

Marcus Mogk

Hinweis: Zum Download stehen zur Verfügung die Examensarbeit des Autors aus dem Jahr 1980 über Aussiedlerhöfe im westlichen Hohenlohe, eine Kurzfassung mit Ergebnissen dieser Arbeit sowie einer neuen Studie im Jahr 2023 und eine ausführliche Variante mit vielen weiteren Details u. a. zur Zukunft der Höfe unter dem Aspekt „Privilegierung – Bauen im Außenbereich“, zur Zukunft von Landwirtschaft und Kulturlandschaft, Hinweisen auf ein geplantes Aussiedlungsverfahren in Hollenbach 1941/42 oder zum Lübke-Plan im Raum Brilon von 1953. 

Hintergrund der Veröffentlichungen: Im Zuge von Dorferneuerungsprozessen und zum Erhalt einer bäuerlichen Landwirtschaft wurden in den 1950er bis in die 1970er Jahre vor allem in Regionen mit starker Zersplitterung der landwirtschaftlichen Flächen Flurbereinigungen durchgeführt. Dabei wurden zur Konsolidierung der Agrarstruktur besonders beengt liegende Höfe aus den Orten an deren Rand oder in die Feldmark ausgesiedelt, nicht zuletzt, um die Ortskerne von landwirtschaftlichem Lärm, Geruch und Verkehr zu entlasten und Flächen freizuziehen für Neubauten und Sanierungsmaßnahmen. Diese Aussiedlungen waren kostenintensiv, sollten aber mit modernen Wohngebäuden, nach neuesten Erkenntnissen angelegten Stall- und Betriebsgebäuden und durch die Umstellung auf erfolgversprechende Erwerbszweige den Landwirten die Möglichkeit bieten, ein mit anderen Berufen vergleichbares Einkommen zu erzielen.

Im westlichen Hohenlohekreis, Baden-Württemberg (Region Öhringen, Bretzfeld, Pfedelbach, Zweiflingen), wurden auf diese Weise in knapp 30 Jahren mehr als 80 landwirtschaftliche Betriebe aus beengten Dorflagen ausgesiedelt. Wie steht es im Jahr 2023 um die vor 50 bis 70 Jahren ausgesiedelten Betriebe? Existieren sie noch? Haben sich die damaligen Hoffnungen erfüllt? Wie stabil konnten die Hofübergaben an die nächsten Generationen erfolgen? Wie haben sich die Höfe den wechselnden Herausforderungen des Marktes angepasst? Wie war damals das Leben und wie ist es heute auf Hofstellen, weitab von den Nachbarn? Sind inzwischen neue Aussiedlungen hinzugekommen? Diesen Fragen wurde im Rahmen einer erneuten Analyse aller bereits in den 1970er Jahren erstmals untersuchten Betriebe nachgegangen.

Der Autor führte Ende der 1970er Jahre zum Abschluss seines Studiums an der Universität Bonn eine agrargeographische Untersuchung zu diesem Thema in der Region durch. Die unterschiedlichen Entwicklungen, welche diese Höfe bereits nach kurzer Zeit in den 1960er und 1970er Jahren genommen haben, können dem Text (s. Download 1980) entnommen werden. Doch wie ist diese Entwicklung weitergegangen?

Heute haben Autobahn, Wohnvorortbildung, Gewerbeflächen den ehedem beschaulichen Charakter am östlichen Rand der Region Heilbronn massiv beeinflusst. Verändert hat sich zudem die Landwirtschaft. Betriebe, die seinerzeit mit 20 ha als regionale Großbetriebe für Ackerbau und Viehzucht ausgesiedelt wurden, wären heute kaum mehr in der Lage im nationalen und internationalen Wettbewerb zu bestehen. Getreu dem Motto „Wachsen oder Weichen“ gehen Konzentrationsprozesse auch im Agrarsektor seit 70 Jahren immer weiter, so dass sich die Frage stellt: Wann findet diese Entwicklung ein Ende, wo liegen die politisch und gesellschaftlich gewollten Grenzen des Wachstums?